Die Wahrheit über Deutschland als Fantasy-Schauplatz

Die Wahrheit über Deutschland als Fantasy-Schauplatz: Zwischen Märchen, Mythen und moderner Großstadtmagie

Wer Fantasy hört, denkt automatisch an Mittelerde, an Hogwarts oder an die endlosen Weiten amerikanischer Paranormal-Romance-Städte. Deutschland als Schauplatz für magische Geschichten? Das kommt vielen noch immer seltsam vor. Dabei steckt unser Land voller ungenutzter magischer Potentiale – von den Rheinauen bis zur Hamburger Alster, von mittelalterlichen Burgen bis zu modernen Großstadtvierteln.

Der Deutschland-Fantasy-Trend gewinnt gerade richtig an Fahrt. Immer mehr Autor:innen entdecken die Magie vor der eigenen Haustür und erschaffen Welten, in denen sich uralte Mythen mit zeitgenössischem Leben verbinden. Statt in ferne Fantasywelten zu flüchten, bringen sie die Magie zu uns – in unsere Städte, unsere Landschaften, unser Leben.

Als Autorin, die gerade ihren ersten Urban-Fantasy-Roman in Deutschland veröffentlicht hat, kenne ich sowohl die Faszination als auch die Herausforderungen dieses Schauplatzes. Lass uns gemeinsam hinter die Kulissen schauen: Was macht Deutschland als Fantasy-Schauplatz so besonders – und warum zögern manche noch immer?

Was ist der Deutschland-Fantasy-Trend?

Während Fantasy traditionell in mittelalterlichen Königreichen oder fernen Welten angesiedelt war, erobert sich ein neues Subgenre seinen Platz: Urban Fantasy mit deutschen Schauplätzen. Von Hamburg über Frankfurt bis München entstehen Geschichten, in denen Drachen unter Hochhäusern hausen, Geister durch München irren und Meerjungfrauen in der Hamburger Alster leben.

Dieser Trend zeigt sich überall: In Selfpublishing-Communities boomt das Interesse an deutschen Schauplätzen. Auf BookTok werden deutsche Paranormal-Romance-Bücher gefeiert. Und auch etablierte Verlage entdecken das Potenzial von Fantasy-Geschichten, die nicht in New York oder London spielen, sondern in Köln, Dresden oder Freiburg.

Der Trend speist sich aus verschiedenen Quellen: dem Wunsch nach mehr Diversität in Fantasy-Settings, der Sehnsucht nach dem Vertrauten im Unvertrauten und nicht zuletzt aus einer neuen Generation von Autor:innen, die ihre eigene Kultur als Inspiration nutzen möchten.

Was wird bei deutscher Urban Fantasy versprochen?

Die Versprechen sind verlockend: Authentizität statt Kulisse. Deutsche Urban Fantasy verspricht Geschichten, die sich echter anfühlen, weil die Autor:innen die Schauplätze selbst kennen. Keine oberflächlichen Touristenblicke auf deutsche Städte, sondern echte lokale Expertise.

Kulturelle Tiefe statt oberflächlicher Exotik

Statt deutsche Folklore als Dekoration zu missbrauchen, werden unsere Mythen und Märchen ernst genommen und zeitgenössisch interpretiert. Der Rhein wird wieder zum magischen Strom, der Schwarzwald zum mystischen Refugium.

Nahbarkeit für deutsche Leser:innen

Endlich Fantasy-Welten, in denen man selbst leben könnte – oder sogar lebt! Wo die Protagonistin mit der S-Bahn zur Arbeit fährt, bevor sie Drachen bekämpft. Wo magische Apotheken in den Hamburger Alsterarkaden versteckt sind.

Fresh Fantasy ohne Klischees

Deutschland-Fantasy verspricht neue Wege abseits ausgetretener Fantasypfade. Keine weiteren Mittelalter-Königreiche, sondern innovative Welten, in denen sich Geschichte und Moderne auf magische Weise verbinden.

Deutsches Urban Fantasy

Die Wahrheit: Was dir keiner über Fantasy-Deutschland sagt

Hier wird es interessant – denn die Realität ist komplexer als die schönen Versprechen.

Challenge Nummer 1: Der Cringe-Faktor. 

Seien wir ehrlich: Viele deutsche Leser:innen finden es erstmal seltsam, wenn Vampire durch Düsseldorf wandeln oder Hexen in München-Schwabing wohnen. „Das ist doch lächerlich!“ ist eine Reaktion, die deutsche Fantasy-Autor:innen häufig hören. Wir sind es gewohnt, dass „echte“ Fantasy woanders stattfindet.

Challenge Nummer 2: Die Sprach-Hürde

Deutsche Begriffe für Magie klingen oft sperrig oder antiquiert. Während „magic“ sich für uns elegant daherkommt, stolpert man über „Zaubersprüche“ oder „Hexenmeister“. Lösungen gibt es – oder man hat als Autor das Selbstvertrauen, die deutschen Wörter zu benutzen..

Challenge Nummer 3: Mangelnde Vorbilder

Es gibt wenige erfolgreiche deutsche Urban-Fantasy-Serien als Orientierung. Autor:innen müssen Pionierarbeit leisten, ohne zu wissen, was funktioniert.

Aber – und hier kommt die positive Überraschung

Deutschland hat unglaublich viel zu bieten! Unsere Städte haben Persönlichkeit, unsere Landschaften erzählen Geschichten, und unsere kulturellen Wurzeln reichen tief. Hamburg mit seiner maritimen Magie, Berlin mit seiner pulsierenden Underground-Energie, München mit seiner Mischung aus Tradition und Moderne – jede Stadt bietet einzigartige magische Möglichkeiten.

Die größte Wahrheit

Deutsche Leser:innen haben Hunger auf Geschichten, die sie abholen. Sie wollen sich wiedererkennen, ihre Umgebung in neuem Licht sehen, den Zauber im Alltäglichen entdecken.

Der Deutschland-Trend aus meiner Sicht: Warum ich meine Hüterin nach Hamburg geschickt habe

Ursprünglich sollte meine „Hüterin der Kreaturen“ eine Amerikanerin werden, die durch Europa reist. Klassisches Urban Fantasy, sicheres Terrain. Aber je mehr ich schrieb, desto klarer wurde: Diese Geschichte gehört nach Deutschland.

Warum Hamburg? 

Weil diese Stadt magisch ist – auch ohne Fantasy-Elemente. Das Wasser ist überall präsent, die maritime Geschichte reicht Jahrhunderte zurück, und die Alsterarkaden haben bereits etwas Venezianisches, Märchenhaftes. Hamburg bot mir die perfekte Kulisse für Meerjungfrauen, ohne dass es gewollt wirkte.

Warum eine deutsche Protagonistin? 

Alexandra ist Apothekerin aus dem Rheinland – bodenständig, pragmatisch, skeptisch. Genau die Eigenschaften, die Deutsche oft zugeschrieben werden. Und genau deshalb funktioniert sie so gut als Hüterin: Sie hinterfragt, zweifelt, analysiert – bevor sie die Magie akzeptiert.

Die Sprache der Magie

Statt auf Latein oder erfundene Sprachen zu setzen, nutzt mein Hexenmeister Erik Althochdeutsch für seine Zaubersprüche. Das klingt vertraut und fremd zugleich – und verbindet die moderne Geschichte mit ihren historischen Wurzeln.

Meine Erkenntnis

Deutsche Fantasy funktioniert am besten, wenn sie authentisch deutsch ist. Nicht bemüht international, nicht apologetisch, sondern selbstbewusst verwurzelt in unserer Kultur und Sprache.

Deutsche Fantasy funktioniert am besten, wenn sie authentisch deutsch ist.

Das sind deine nächsten Schritte beim Thema deutsche Fantasy

Für Leser:innen:

  • Gebt deutschen Fantasy-Autor:innen eine Chance! Überwindet den ersten Cringe und lasst euch auf die Magie vor eurer Haustür ein.
  • Entdeckt eure eigene Stadt neu: Wo könnten magische Wesen leben? Welche Orte haben mystische Ausstrahlung?
  • Unterstützt deutsche Indie-Autor:innen durch Rezensionen und Mundpropaganda.

Für angehende Autor:innen:

  • Traut euch an deutsche Schauplätze! Eure Heimat hat mehr magisches Potenzial, als ihr denkt.
  • Studiert lokale Folklore und Geschichte – dort liegen eure besten Ideen versteckt.
  • Entwickelt euren eigenen Umgang mit deutscher Magiesprache. Experimentiert mit Dialekten, historischen Begriffen oder modernen Wendungen.

Für etablierte Fantasy-Autor:innen:

  • Deutschland kann euer nächstes großes Setting werden. Die Leserschaft ist bereit dafür.
  • Vernetzt euch mit anderen deutschen Fantasy-Autor:innen – gerne auch mit mir! Gemeinsam können wir dieses Genre etablieren.

Fazit: Deutschland braucht mehr magische Geschichten

Der Deutschland-Fantasy-Trend ist mehr als nur eine Modeerscheinung. Er ist ein Ausdruck davon, dass wir bereit sind, unsere eigene Kultur als Quelle für Geschichten zu sehen – nicht als Nebenschauplatz, sondern als Hauptbühne.

Ja, es ist herausfordernd. Ja, manche finden es zunächst ungewohnt. Aber am Ende zählt nicht der Schauplatz, sondern die Geschichte, die wir erzählen. Und deutsche Städte, deutsche Landschaften, deutsche Mythen können genauso fesselnde Geschichten hervorbringen wie jede andere Kulisse auch.

Die Magie liegt nicht in fernen Königreichen – sie liegt um die Ecke. In der S-Bahn nach Köln. In den Hamburger Alsterarkaden. In den Gassen von Rothenburg. Wir müssen nur bereit sein, sie zu sehen.

Du willst selbst in eine deutsche Fantasy-Welt eintauchen?

In „Die Meerjungfrau in Hamburg“ begleitet ihr Alexandra, eine frisch geschiedene Apothekerin, die entdeckt, dass sie die neue Hüterin magischer Wesen ist. Vom Siegtal zur Hamburger Alster – erlebe Deutschland, wie du es noch nie gesehen hast. Hier geht’s zum Buch!

1 Gedanke zu „Die Wahrheit über Deutschland als Fantasy-Schauplatz: Zwischen Märchen, Mythen und moderner Großstadtmagie“

  1. Super spannend! Je nach Schauplatz kann ich mir das selbst ganz gut vorstellen – aber das kommt, wie bei anderen Schauplätzen auch, aufs Buch an, ob es mich packt, auf Atmosphäre, Schreibstil, Charaktere … Das Gesamtbild eben. As usual. :))

    Und bemerkenswert aus persönlicher Sicht: Erst am Wochenende überkam mich die Inspiration für einen Fantasy-Roman mit einem Schauplatz in Deutschland. Mal sehen, was draus wird … :3

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